09.09.2012 Abenteuer Fliegen in Indien

Reisen – egal mit welchen Verkehrsmitteln – ist in Indien immer ein Abenteuer. Oder kann eines sein, wenn man richtig bucht ;o)


Ein Minutenprotokoll meines Fluges von Srinagar nach Aurangabad:

 

Januar 2012  

Bereits im Vorfeld meiner Reise lege ich die Reiseroute grob fest und buche die meisten Flüge. Dabei jongliere ich mit verschiedenen Städten und Verkehrsmitteln: Mumbai, Aurangabad, Hampi. Flugzeug, Bahn, Bus. Als ich im Internet nach einem Flug von Srinagar nach Mumbai und folgender Zug- oder Busverbindung nach Aurangabad suche fällt mir folgender großer Werbebanner von Jet Airways ins Auge: von Srinagar nach Aurangabad non stop täglich! Das ist doch genau, was ich suche. Doch leider kann ich die Verbindung weder bei Jet Air direkt noch über Suchmaschinen finden und buchen. Naja, Inlandsflüge sollen eh billiger sein, wenn man sie in Indien bucht. Und ich bin ja zu Beginn meiner Reise Ende April für ein paar Tage in Delhi. Da habe ich dann ausreichend Zeit, diesen Direktflug zu buchen.

 

30.04.2012  

Von wegen Direktflug. Ich frage in mehreren Reisebüros nach, doch einen Direktflug von Srinagar nach Aurangabad kennt niemand. Also buche ich einen Flug mit GoAir von Srinagar nach Delhi und anschließend mit Jet Air einen von Delhi nach Aurangabad. Einmal umsteigen ist ja auch nicht so schlimm.

 

09.09.2012

 

4.00 Uhr  

Meine Uhr piepst mir ins Ohr und weckt mich unsanft aus dem Schlaf. Zeit aufzustehen.

 

5.15 Uhr 

Mein Hausbootvermieter fährt mich an den Flughafen in Srinagar, was zu dieser Tageszeit lediglich eine halbe Stunde dauert. Zwei Stunden vor Abflug soll man am Flughafen sein und ich hoffe, dass die Zeit ausreicht, da Hassan morgens etwas gebummelt hat und ich jetzt nur gut 1,5 Stunden vorher da bin. Da Srinagar auch ein Militärflughafen ist, sind die Sicherheitsbestimmungen anscheinend sehr streng und brauchen lange.

 

5.45 Uhr 

Wir sind am Flughafen. Sonst aber niemand.

 

6.15 Uhr 

Das Flughafenpersonal erscheint und öffnet das große Haupttor. Unser Wagen wird durchkämmt und auch mit Spiegeln die Unterseite nach Bomben abgesucht. Ich muss aussteigen und mein Gepäck scannen lassen. Auch ich werde ordentlich gefilzt. Alles in Ordnung bei diesem ersten Check.

 

6.30 Uhr  

Jetzt kommen wir am Terminal an und ich stehe als Zweite in der Schlange, die sich bald vor dem Eingang bildet.

 

6.45 Uhr 

Einlass und Ticketkontrolle. Mein Gepäck muss wieder durch den Scanner. Ich ebenfalls. Diesmal werden meine Müsliriegel und die Uhr beanstandet. Nach einigen Erklärungen kommen beide jedoch durch. Auch meine Tasche muss ich diesmal öffnen. „What is in there, Ma’am? Do you have an electric rod?“ Häää, eine elektrische Angelrute? Gibt es das denn? Ich erkläre, dass ich Trekkingstöcke in der Tasche habe. „Nee, das ist es nicht. Irgendwelche Batterien?“ Ich kruschtele ein wenig in meiner Tasche und finde meinen Steripen, den ich der Dame am Scanner vorzeige. „What’s that?“ fragt sie. „Water purifier“. „What for?“, „To purify water.“ “Ok” [Das Gespräch lief tatsächlich Wort für Wort so ab].

 

7.00 Uhr 

Ich stehe am Schalter und checke meine Tasche ein. Die 23 Kilo gehen problemlos durch. Als ich meinen Boarding-Pass erhalte, erfahre ich, dass der Flug erst um 8.10 Uhr gehen soll. Als meine Tasche auf dem Fahrband um die Ecke verschwindet, werde ich gefragt, ob ich die Tasche wieder identifizieren kann. Klar doch. „Wie viel Handgepäck? Nur eines?“ werde ich verwundert gefragt. Ich wundere mich ja selbst, denn meistens komme ich mit einer Tasche nicht aus. Doch diesmal schon. Und an diese bekomme ich nun einen GoAir-Anhänger geheftet.

 

7.15 Uhr 

Ich sitze mit den Anderen in der Wartehalle und warte, dass der nächste Sicherheitscheck aufmacht.

 

7.30 Uhr 

Bei der Personenkontrolle werden diesmal meine Frischetücher und die Taschenlampe beanstandet. Müsliriegel gehen ohne Fragen durch. Auch mein Liter Wasser scheint hier niemanden zu stören. Nach einigen Diskussionen bekomme ich meine Lampe zurück und mein Handgepäckszettel einen Stempel verpasst.

 

7.40 Uhr 

Ich will weiter laufen, werde aber aufgehalten, da mein Handgepäck nach dem scannen ein paar Tische weiter noch geöffnet werden muss. Was soll denn dann das Scannen? Naja, ich hab ja Zeit...

 

7.50 Uhr  

Ich habe PC, Kamera, Buch und Kekse mit all dem Kleinkram wieder verstaut, den man sonst in Rucksäcken findet und bekomme noch eine Unterschrift auf den bereits gestempelten Gepäckszettel. „Wohin nun?“ frage ich den Unterschreiber. „Zur Gepäckidentifizierung da rüber“.

 

8.00 Uhr 

Da ich an meinem Handgepäck den Zettel einschließlich Stempel und Unterschrift vorweisen kann, werde ich durch eine Schleuse in Richtung Rollfeld geleitet, wo alle Gepäckstücke in einer langen Schlange aufgereiht sind. Ich zeige auf meine Tasche, bekomme noch eine rote Signatur auf mein Ticket und kann zurück ins Terminal.

 

8.10 Uhr 

kommt und geht. Auf der Anzeige steht noch nicht einmal, von welchem Gate wir abfliegen.

 

8.15 Uhr 

Es kommt Bewegung in die Wartehalle. Alle werden gebeten, wieder nach unten zu kommen, da es von Gate 6 losgehen soll.

 

8.20 Uhr 

Als alle bei Gate 6 stehen, werden wir informiert, dass wir vom oberen Gate 2 abfliegen. Also bewegt sich die lange Schlange wieder die Treppe hinauf.

 

8.30 Uhr 

Yuhuuu! Ab in den Flieger!

 

8.40 Uhr 

Alle sind drin und das Flugzeug hebt ab.

 

10.00 Uhr  

Ankunft in Delhi, Gepäck holen und auf zu Terminal 3.

 

10.15 Uhr 

Ich sitze im Shuttlebus von Terminal 1D zu Terminal 3.

 

10.45 Uhr 

Ankunft an Terminal 3.

 

11.05 Uhr 

stehe ich am Schalter von Jet Air und erfahre, dass es meinen Flug nicht mehr gibt. „Und nun?“ frage ich. „Es gibt nur eine Alternative, von Delhi nach Mumbai um 16.35 Uhr und dann von Mumbai nach Aurangabad um 19.10 Uhr. Das ist zwar genau der Flug, den ich vermeiden wollte, aber besser spät als gar nicht nach Aurangabad kommen. „Und das Gepäck ist zu schwer“, meint die Frau am Schalter. „O come on! Ich soll fünf Stunden flexibel sein, dann kannst du das auch für drei Kilo“, meine ich. Doch die Frau ist anderer Meinung. Ich nehme also meine zweite Handtasche aus dem großen Gepäck und räume meinen PC dahinein. Und schon habe ich wieder zwei Handgepäcksstücke, so schnell kann das gehen...

 

15.55 Uhr 

soll mit dem Boarding begonnen werden. Da ich bis dahin ja viel Zeit habe, packe ich meinen PC aus und beginne mit der Sichtung der vielen Fotos aus Ladakh und Kashmir. Nur mit halbem Ohr höre ich auf die Durchsagen aus dem Lautsprecher, da ich ja bereits an meinem Gate 43 hocke und noch fast fünf Stunden Zeit habe. Jeder dritte Flug scheint nach Mumbai zu gehen – mit Jet, JetLight, Kingfisher oder Indian Airlines.

 

15.30 Uhr 

Ich packe meine Sachen zusammen und höre bereits zum dritten Mal die letzte Aufforderung zum Boarding an Gate 37A nach Mumbai. Nochmal schnell ein Blick auf die Anzeigetafel geworfen und – ach du scheiße: mein Flug mit der Flugnummer 344 wurde an Gate 37A verlegt und eine halbe Stunde nach vorne geschoben. „Letzter Aufruf für den Flug nach Mumbai...“, das war meiner! Ich nehme also die Beine in die Hand und renne zu Gate 37A. Ist ja Gott sei Dank nicht weit. Doch weit genug mit zwei Taschen Handgepäck.

 

15.35 Uhr 

An Gate 37A ist alles ruhig. Ein paar Leute sitzen da und warten, nichts mehr mit Boarding... Ich frage den Mann am Schalter, der mich dann beruhigt und meint, dass mein Flug planmäßig um 15.55 Uhr geht. Puuuh! Noch mal Glück gehabt.

 

15.55 Uhr 

Nun ist es voll im Wartebereich. Zwischendrin bemerken einige der anderen Wartenden, dass sie am falschen Gate sind, da ihr Flug nun von Gate 43 aus fliegt. Und von dort kamen bereits seit einiger Zeit die „letzter Aufruf für den Flug nach...“-Durchsagen.

 

16.10 Uhr 

Wir warten.

 

16.20 Uhr 

Wir warten immer noch.

 

16.30 Uhr  

Die Flughafenstimme ertönt: „flight number 344 to Mumbai...“ und alle stehen auf wie ein gut eistudiertes Ballett. „... please remain seated. Boarding will start any minute now.“

 

16.40 Uhr 

Wir boarden tatsächlich.

 

17.00 Uhr 

Der Flieger setzt sich in Bewegung. Es ist heiß, da die Abendsonne genau in unsere Fenster scheint und die Klimaanlage nicht funktioniert. Knapp 200 Menschen schwitzen und hecheln auf ihren Sitzen. Der Flieger ist eng und alt, einige Overheadcompartments öffnen sich immer wieder wie von Zauberhand.

 

17.10 Uhr 

Die Passagiere beginnen zu meutern und rufen nach A/C, Wasser, dem Bordpersonal und dem Kapitän. Niemand lässt sich blicken oder meldet sich. Hmmm, hätte ich wohl auch nicht, bei der Stimmung im Passagierraum.

 

17.15 Uhr 

Der Kapitän meldet sich und erklärt, dass die Klimaanlage kaputt ist. Ach nee! Mehrere Leute stehen auf und alle schreien durcheinander. Zwei zickige Frauen machen sich zu Wortführerinnen und verlangen, dass sie wieder aussteigen dürfen. ES IST HEISS!

 

17.20 Uhr 

Der Pilot droht damit, umzukehren, wenn sich nicht jeder wieder hinsetzt. NEINNN!

 

17.30 Uhr 

WIR HEBEN AB!!!! Dumm nur, dass mein Anschlussflug bereits um 19.10 Uhr in Mumbai starten soll. Boarding ist ab 18.30 Uhr. Und da war gerade mal die planmäßige Landung. Wir haben aber eine Stunde Verspätung.

 

18.45 Uhr 

Ich erkundige mich, ob der Flug nach Aurangabad ebenfalls Verspätung hat, denn nur so habe ich eine Chance, meinen Anschlussflug noch zu bekommen. „Infos gibt es nach der Landung“, meint der Flugbegleiter. „Dann kann es aber schon zu spät sein, da ich gegebenenfalls ja ziemlich schnell hier raus muss“. Weitere Infos erhalte ich nicht.

 

18.55 Uhr 

Ich wiederhole meine Frage bei einer anderen Flugbegleiterin.

 

19.05 Uhr 

Und bei noch einer.

 

19.10 Uhr 

Wir landen. Und ich erfahre, dass der Flieger nach Aurangabad keine Verspätung hat. Heißt also, dass er eben in diesem Moment abhebt. Ich überlege, wie es weitergehen kann. Es gibt keinen späteren Flug nach Aurangabad. In Mumbai übernachten? Und mein Gepäck? Was hat Jet Air für solche Fälle vorgesehen? Und was soll ich in Aurangabad streichen, wenn mir dann ein Tag fehlt?

 

19.12 Uhr 

Da erst die Durchsage in Hindi kommt, erfahre ich von meiner Sitznachbarin, dass sich die Weiterreisenden nach Aurangabad sofort nach dem Aussteigen beim Bodenpersonal melden sollen.

 

19.15 Uhr 

Die Türen werden geöffnet und Gott sei Dank lassen mich die anderen Passagiere vorbei und wünschen mir noch viel Glück. Ich treffe auf ein Paar, das exakt die gleiche Odyssee seit Srinagar hinter sich hat wie ich und zu dritt werden wir direkt vor der Tür von einem Mann in gelbem Leuchtjäckchen abgefangen. „Aurangabad?“ fragt er und ich nicke. „Was ist mit meiner Tasche?“, frage ich. „die ist schon lange im Flugzeug, die kam schon vor Stunden in Mumbai an.“ Hey, das scheint ja doch alles noch gut zu werden!!!

 

19.20 Uhr 

Wir werden im Jeep mit orangenem Blinksignal quer über den Flughafen direkt zu unserem Flieger gebracht und steigen sofort ein. „Da jetzt alle an Bord sind, können wir starten. Wir bitten die Verspätung zu entschuldigen, aber wir mussten noch auf Passagiere aus einem anderen Flugzeug warten“ erschallt die Stimme des Piloten.

 

19.25 Uhr 

Ich sitze auf meinem Fensterplatz und atme erstmal tief durch.

 

19.55 Uhr 

Da wir ja außerhalb unseres Abflugszeitfensters unterwegs sind, müssen wir etwas warten bevor wir starten können. Doch dann geht es los.

 

20.35 Uhr 

Landung in Aurangabad.

 

20.45 Uhr 

Ich habe mein Gepäck (hätte ich echt nicht erwartet!) und steuere auf den Ausgang zu. Dort werde ich höflich von einem Taxifahrer angesprochen, wo ich hin möchte und ob ich ein Taxi brauche. 250 Rupien soll es zu meinem Hotel kosten, in dem ich bereits gebucht habe. Mit dem netten Taxifahrer mache ich auch gleich einen Festpreis für die kommenden Tage aus, morgen fahren wir nach Ellora und am Dienstag nach Ajanta zu den Höhlentempeln.

 

21.15 Uhr 

Ich komme im Hotel an. Dort werde ich bereits erwartet und bekomme ein schönes Zimmer.

 

21.30 Uhr 

stehe ich unter der Dusche und freue mich, dass ich hier bin. Samt Gepäck. Und morgen früh um 9.00 Uhr werde ich zum Sightseeing abgeholt.

10.09.2012 Srinagar vs. Aurangabad

Ich bin nun in Aurangabad und ich bin gern in dieser Stadt. Anders als in Srinagar. Doch was genau ist anders? Beides sind muslimisch geprägte Millionenstädte mit Universitäten.

In beiden bin ich nach einer langen Reise angekommen – in Srinagar nach 15 Stunden über Nacht im Jeep und in Aurangabad in einem Flugmarathon von 16 Stunden.

In beiden Städten ist das Wetter nicht besonders; in Kashmir hatte ich Wolken und manchmal leichten Nieselregen, hier habe ich ebenfalls Wolken mit teilweise richtig starkem Regen. Und in Aurangabad gibt es Millionen von Mosquitos, die mich belästigen.

Srinagar wird in den Reiseführer als Venedig Indiens beschrieben und liegt umgeben von mehreren Seen. Aurangabad wird als hässliche Industiestadt mit viel Verkehr gebrandmarkt. Warum also bin ich lieber hier als im beschaulichen, schönen Srinagar?


Hier ist Leben – Lärm, Verkehr, Menschen überall. Doch auch das kulturelle Erbe ist in Aurangabad deutlich sichtbar: 52 alte Stadttore sind heute noch erhalten, Teile der Stadtmauer, alte Moscheen, Grabmale und Höhlentempel prägen das Stadtbild ebenso wie die vielen Läden, Banken und die Industrien am Stadtrand. Und es herrscht eine positive Stimmung, Alle sind geschäftig und bieten Waren und Dienstleistungen an. Nicht nur für Touristen. Srinagar suhlt sich in seiner schweren Vergangenheit und ist auf den Tourismus angewiesen. Deshalb bekommt man als Tourist immer das Gefühl vermittelt, man müsse genug Geld unter die Leute bringen, um diese über den Winter zu bringen. Aurangabad pfeift auf die Touristen. Klar, auch hier sind ein paar ausländische und etwas mehr indische Touris, aber das Geld wird mit Autos, Zement und Handel gemacht.

Und dieses Selbstbewusstsein macht den Unterschied in der Haltung der Menschen. Niemand behandelt mich als Touristen anders als die Einheimischen. Ok, die Preise sind für mich überall etwas höher (aber nicht so sehr unterschiedlich wie in Srinagar), doch ich bekomme keine Extrawurst gekocht. Und das mag ich. Ich bin eine unter vielen in der Stadt und kann tun und lassen was ich will.

Dicker Pluspunkt für Aurangabad!

10. bis 12.09.2012 Die Höhlentempel von Ajanta, Aurangabad und Elora

Endlich ist mal wieder Sightseeing angesagt. Wird auch Zeit nach der langen Zeit mit Natur, Trekken und Rumhängen. Und Aurangabad und Umgebung hat Einiges zu bieten:

Die Höhlentempel von Ajanta

  • Die 29 buddhistischen Höhlen wurden zwischen dem 2. Jahrhundert vor Christus bis ins 5. nachchristliche Jahrhundert gegraben. Sie sind bis zu 30 Meter breit, 15 Meter tief und vier Meter hoch.

 

  • Pro Höhle wird eine Bauzeit von ca. 30 Jahren angenommen.

 

  • Im 7. Jahrhundert wurden die Höhlen von den Mönchen verlassen, vermutlich, da Ellora mit seinen neuen Höhlen eine zu große Konkurrenz wurde und im Land die Buddhistenfeindlichkeit immer mehr zunahm. Im 8. Jahrhundert waren die Höhlen bereits in Vergessenheit geraten. Erst im Jahr 1819 wurden sie von John Smith, einem Kavallerieoffizier der Madras-Armee bei einer Tigerjagd zufällig wieder entdeckt. Durch diesen Dornröschenschlaf entgingen die Höhlen von Ajanta auch der Zerstörung der Muslime, maßgeblich unter Aurangzeb im 13. Jahrhundert.

 

  • Zur Blütezeit lebten bis zu 200 Mönche in Ajanta, dazu kamen noch die Maler, Steinmetze und Arbeiter, die an den übrigen Höhlen arbeiteten.

 

  • In manchen Höhlen kann man heute noch wunderschöne Wandmalereien sehen. Man nimmt an, dass die meisten Höhlen bei ihrer Fertigstellung bemalt waren. Die Höhlenwände wurden mit einer sechs bis sieben Zentimeter dicken Schicht aus Lehm, Kuhdung, Tierhaaren und Pflanzenfasern bedeckt. Nach dem Trocknen wurde eine dünne Schicht aus Kalk aufgetragen, in die mit rotem Zinnober die Umrisse der Bildnisse skizziert wurden. Nur diese Umrandungen wurden als Fresko hergestellt. Die Bilder wurden dann auf die getrocknete Schicht mit Naturfarben ausgemalt und anschließend wurden diese Tempera mit einem glatten Stein poliert, um die Farben zum Leuchten zu bringen. Die Farben wurden aus Kreide, Glaukonit, Ocker, und importiertem Lapislazuli hergestellt.

 

  • Steinmetz- und Malerarbeiten wurden mehr oder weniger im Dämmerlicht hergestellt. Neben Öllampen wurde Sonnenlicht mit Metallspiegeln eingefangen. Auch wurden die Höfe mit Wasser geflutet, um das Sonnenlicht in ihnen zu spiegeln.

 

  • Bei den Arbeiten an den buddhistischen Höhlen wurden vorwiegend Hindus beschäftigt.

 

  • Die Höhlen liegen in einem Halbkreis angeordnet entlang einer Biegung des Flusses Waghora.

 

  • Höhle Nummer 16 zeigt ein Bild, das „Dying Princess“ genannt wird. Eigentlich zeigt es jedoch die Königin Sundari, die eben in Ohnmacht fällt, als sie erfährt, dass ihr Gemahl, König Nanda, all seine Besitztümer, einschließlich seinem Thron und ihr selbst aufgeben will, um fortan als Mönch zu leben. Verständlich, dass man da schnell mal in Ohnmacht fällt ;o)

 

  • Höhle 24 ist unvollendet. In ihr sieht man, wie die Fortschritte beim Höhlenbau voran gingen. Es wurde von vorne nach hinten (logisch) und von oben nach unten gearbeitet. Manche der Säulen sind schon fertig mit Mustern an den Kapitellen, während andere Säulen gerade mal grob aus dem Fels gehauen wurden. Stellt euch mal vor, wie es den armen Steinmetzen und Arbeitern ging, als ihnen nach jahrelangem Steine klopfen mitgeteilt wurde, dass die Arbeiten aufgegeben werden und man in Ellora noch mal neu anfangen wird!

Die Höhlentempel von Aurangabad

  • Diese neun Höhlen stammen aus dem 4. bis 8. Jahrhundert und sind Mahayana buddhistische Viharas (außer die Höhle Nummer 4, die eine Chaitya darstellt).

 

  • Einzelne Höhlen haben sehr schöne Steinmetzarbeiten, doch alles in allem können diese Höhlen nicht mit denen in Ellora und Ajanta mithalten. Ein Pech für die Höhlen von Aurangabad, denn ohne ihre berühmten Nachbarn wären diese neun Höhlen ein absoluter Anziehungspunkt und sehr beeindruckend.

 

  • Von den Höhlen aus hat man einen schönen Blick über das Dekkan und die Stadt Aurangabad samt dem Mausoleum Bibi-ka-Maqbara.

Die Höhlentempel von Ellora

  • Diese Höhlen sind aus dem 5. bis 11. Jahrhundert nach Christus. Die Bauarbeiten begannen, als auch in Ajanta noch gemeißelt wurde.

 

  • Die 34 Anlagen spiegeln drei Religionen wieder: Höhle eins bis 12 wurden 500 bis 750 nach Christus hergestellt und sind Vajrayana buddhistisch, die Höhlen 13 bis 29 aus den Jahren 600 bis 870 sind hinduistisch und die übrigen fünf Höhlen Nummer 30 bis 34 sind jaininstisch und wurden von 800 bis zum Ende des 11. Jahrhunderts gemacht.

 

  • Ellora lag in der Nähe der damaligen Karawanenroute, so dass ein regelmäßiger Nachschub an Pilgern, Besuchern und Geldgebern gewährleistet war.

 

  • Die Klöster, Kapellen und Tempel wurden über eine Strecke von zwei Kilometern in den Basaltfels gehauen.

 

  • 1983 wurden die Tempel in die Welterbeliste der UNESCO eingetragen.

 

  • Der Tempel mit der Nummer 16 ist der Bedeutendste der gesamten Anlage: der Kailash-Tempel. Mit einer Seitenlänge von 46 Metern ist er der größte Felsentempel Indiens und fällt eigentlich aus dem Rahmen der übrigen Tempel heraus, da er komplett aus dem Fels herausgeschlagen wurde. Dafür wurden 250.000 Tonnen Erdreich entfernt. Vier Generationen an Königen, Architekten und Handwerkern waren über 100 Jahre mit der Herstellung des Tempels beschäftigt. 

 

  • Ich frage mich, ob den Leuten in dieser Region nichts Neues eingefallen ist, so dass sie über mehr als 1.000 Jahre nur Höhlen in die Felsen kloppten. Keine neuen Ideen für irgendwelche kulturellen Bauten???

12. und 13.09.2012 Die übrigen Sehenswürdigkeiten von Aurangabad

Bibi-ka-Maqbara

Wie schon die Höhlen, so ist auch dieses Mini-Taj genannte Bauwerk nur ein Abklatsch des Originals. Copy und paste.

Ungefähr 50 Jahre nach der Vollendung des Taj Mahal in Agra gab Prinz Azam Shah dieses Grabmal für seine Mutter Degum Rabi’a Daurani (die Frau von Aurangzeb) in Auftrag. 1678 wurde das Mausoleum nach 25-jähriger Bauzeit aufgrund von akutem Geldmangel so fertig gestellt wie man es heute besichtigen kann.

Geplant waren noch weitere Türmchen, Gebäude und ein größerer Garten. Doch so unfertig und unproportional wie es die Reiseführer beschreiben ist es bei weitem nicht. Es ist echt schön und wenn man das Original-Taj nicht kennt, auch ziemlich beeindruckend.

Was jedoch auffällt ist die billige Bauweise: nur ca. einen Meter hoch wurde Marmor als Verkleidung verwendet, darüber hinaus wurden die Ziegelwände lediglich verputzt und mit Stuck versehen. Damals sicher kein so großer optischer Unterschied, kommt diese „Billigbauweise“ heute deutlich zutage, da das Archeological Survey of India so schnell gar nicht reparieren kann, wie überall der Putz bröckelt.

Trotzdem definitiv einen Besuch und die 100 Rupien Eintritt wert.

Daulatabad Fort

Wohl auch kein Prototyp eines Forts, doch diese alte Burg ist klasse. Kein fake, keine Nachbildung. Viele Bauwerke und ein Großteil der Burgmauern sind gut erhalten und werden vom Archeological Survey of India in gewohnter Art und Weise gut gepflegt.
Hunderte Türmchen, Treppen und Verliese, zwei riesige Burggräben mit Wasser und Brücken drüber, blinde Gänge, um Eindringlinge in die Irre zu führen und Verteidigungsanlagen, die einem das Ritterherz höher schlagen lassen.

 

„Nimm genug zu Essen mit. Und mindestens vier Flaschen Wasser“, rät mir mein Taxifahrer, der mich heute früh bei strahlendem Sonnenschein zum Fort fährt. Ich finde das ein bisschen viel, ich will die Burg ja nicht belagern, sondern nur besichtigen. Am Ende reicht mein Vorrat an zwei Bananen und eine Flasche Wasser gut aus und nach zwei Stunden, in denen ich auf Mauern herumgekraxelt und gebückt durch enge Gänge gekrochen bin, komme ich zufrieden wieder zurück zum Wagen.

Gut, dass ich ein paar Tage für Aurangabad eingeplant habe, das Fort und viele andere Sehenswürdigkeiten entgehen den Meisten, die sich lediglich Ajanta und Ellora anschauen.

Grab von Aurangzeb

Aurangzeb lebte von 1618 bis 1707 und setzte seinen Vater Shah Jahan (den Erbauer des Taj Mahal) ab und ließ ihn den Rest seines Lebens im Gefängnis hocken. Noch schlechter erging es seinen Brüdern und Neffen, die größtenteils hingerichtet wurden. Als er dann selbst Großmogul von Indien war, schaffte er die Gleichberechtigung von Hindus und Moslems ab und ließ viele hinduistische Heiligtümer zerstören. Alles in allem kein angenehmer Zeitgenosse. Dennoch wird er in vielen Orten Indiens verehrt. Sein Grab liegt in Aurangabad inmitten einer Moschee.

Grab von Malik Ambar

Malik Ambar wurde 1549 in Äthiopien geboren und von seinen armen Eltern bereits als Kind in die Sklaverei verkauft. Kein wirklich guter Start, doch er hatte ziemlich Glück, dass er im Jahr 1570 in den Besitz des Premierministers von Ahmadnagar, Chengiz Khan, überging, der sein Lehrer und Mentor wurde. Nach dessen Tod wurde Malik von der Witwe Chengiz Khans in die Freiheit entlassen.

 

Es gelang ihm, eine kleine Streitmacht von ca. 1.500 Mann zusammenzustellen und sich selbst und diese als Söldnerheer unter Anderem dem Mogul-Kaiser Akbar und seinem Enkel Shah Jahan anzubieten und diese von Übergriffen feindlicher Heere zu beschützen. Er wurde auch selbst Premierminister von Ahmadnagar und gründete daraufhin Aurangabad mit einem beispiellosen Bewässerungssystem.

Er starb 1626 und wurde ebenfalls in Aurangabad beigesetzt. Von den Siddi, den heute noch in Indien lebenden Nachfahren von Äthiopiern, wird er bis heute als Held verehrt.

13.09.2012 Zugfahrt durch Indien

Wie wird denn erst eine Fahrt mit dem Zug sein, wenn schon die Flüge in Indien so turbulent sind? Die Antwort darauf ist: „total einfach.“ Oder „everything no problem“, wie mein Fahrer in Aurangabad geantwortet hätte.


Ich fahre mit einem Tuktuk zum Bahnhof. Es ist drei Tage vor der Fahrt und ich denke, dass das ausreichen müsste, um ein Ticket zu besorgen. Nachdem ich endlich in der richtigen Schlange im richtigen Gebäude stehe (Ticketschalter ist hier nicht gleich Ticketschalter) und mich erkundige, ob ich ein Zugticket für in drei Tagen bekommen kann, geht alles ganz schnell. Ich muss ein Formular ausfüllen, das die geplante Route, meinen Namen, Geburtstag, Passnummer etc. aufführt. Der Schaltermensch gibt das alles in seinen PC ein: „um 21.35 Uhr geht ein Nachtzug von Aurangabad nach Mumbai. Ankunft ist um 5.40 Uhr am nächsten Morgen. Das macht 176 Rupien.“ „Wieviel?“, hake ich noch einmal nach, da ich glaube, mich verhört zu haben. „176. Soll ich ein Bett unten oder oben reservieren?“ Ich bin immer noch sprachlos und suche das Kleingeld zusammen. „Ach, ich buche einfach eines in der Mitte“, meint der Ticketverkäufer, nimmt mein Geld und sucht das Rückgeld zusammen. „Und nun schließen wir, es ist 20.00 Uhr“. Mann, das ging ja schnell und unkompliziert.

 

Es ist der 13.09. und ich suche ein Tuktuk zum Bahnhof. Auf Hindi frage ich den Fahrer: „Zum Bahnhof kostet es 30 Rupien, oder?“. „No“, antwortet er auf englisch „Twenty“. Gut, so kann man auch verhandeln. Für 20 Rupien oder 30 Eurocent werde ich also zum Bahnhof gefahren. Dort gibt es Gott sei Dank nur drei Gleise. Doch welches davon ist meines? Als ich etwas ratlos mein Ticket konsultiere, auf dem nichts von einer Gleisnummer steht, werde ich höflich von einem Businessmann angesprochen, der fragt, ob er mir helfen kann. Kann er. Und da er im selben Zug fährt, verbringen wir auch die 1,5 Stunden Wartezeit gemeinsam im Gespräch. Auch die übrigen Mitwartenden sind äußerst hilfreich und so wird mir erklärt, wie ich mein Abteil und das gebuchte Bett finde und wie das ganze Buchungssystem der indischen Bahn funktioniert. Einem anderen Reisenden wird die Buchung per Handy gecheckt und eine Reservierung getätigt und das alles nur für ein „danke“. Mit nur einer halben Stunde Verspätung trifft unser Zug ein und wir steigen ein.


Die Betten im offenen Abteil sind erfreulich bequem und selbst für große und lang ausgestreckte Schläfer wie mich ausreichend proportioniert. Als es durch die Fensterluken zieht, verschließt mein Nachbar für mich die Rollläden im gesamten Abteil und ich habe äußerst angenehme Mitfahrer. Zu späterer Stunde legt sich noch ein Reisender quer an mein Fußende und ich bin froh, auch endlich mal wieder jemandem helfen zu können und teile mein Bett gerne mit ihm.

Um 6.40 Uhr morgens komme ich ausgeruht in Mumbai an und treffe auf ein etwas verschlafen aussehendes Pärchen aus New Zealand, mit dem ich erst mein Guesthouse aufsuche und dann ein nettes (und bereits offenes) Frühstückslokal ausfindig mache. So macht reisen Spaß!

 

Danke an alle Inder, die mir diese Fahrt so angenehm gemacht haben!

16.09.2012 Mumbai!

Mumbai ist toll. Nicht so toll wie Delhi zwar, aber toll genug für ein paar schöne Tage.

Ich habe nun drei Tage hier hinter mir und bin durch die Straßen spaziert, habe am Gateway of India die Leute beobachtet, in gemütlichen Cafés leckere Schokotörtchen gegessen und die Mumbaier Stadtluft geschnuppert. Mit mir schnuppern ca. 17 Millionen andere Menschen diese Luft. Wahnsinn, wie riesig diese Stadt ist. Doch wenn man sie so durchwandert, kommt sie einem viel kleiner und gemütlicher vor.

Besonders schön ist, dass man oft und schnell immer wieder am Meer ist, da die Landzunge, auf der Mumbai liegt, nicht sehr breit ist. Überall begegnen einem Gebäude im alten englischen Stil - der Chhetrapati Shivaji Terminus (ehemals Victoria Station), das Postgebäude, alte Kinos, Gerichtshöfe und viele andere Häuser, Brunnen und Parks. Dazwischen gibt es einige protzigen Hotels mit indischen Stilelementen wie das Taj Mahal Hotel direkt beim Gateway of India und halt so ganz normale Großstadtbauten, wie sie überall stehen könnten.

 

Alles in allem ein guter Mix.

Chhetrapati Shivaji Terminus

Der Bahnhof ist mein Lieblingsgebäude in Mumbai. Als Victoria Terminus von 1878 bis 1888 erbaut, heißt er heute Chhetrapati Shivaji Terminus und steht auf der Welterbeliste der UNESCO.

Der Journalist James Cameron hat den Baustil als "Victorian-Gothic-Saracenic-Italianate-Oriental-St. Pancras-Baroque" bezeichnet und ich finde, das trifft es ganz gut ;o)

Ich könnte stundenlang um ihn herum und in ihm rumlaufen und würde immer wieder neue Details entdecken, die John Lockwood Kipling (Rudyard Kiplings Vater), der damalige Leiter der Bombayer Kunstschule, entworfen hat: die als Jagdhunde gestalteten Wasserspeier, Säulenkapitelle mit Weintrauben, Eulen und Krabbelkäfern, Friese mit den Fortbewegungsmitteln der damaligen Zeit: Zug (klar), Schiff, Elefant und Kamel zum Beispiel.

 

Einfach ein tolles Gebäude, das da für 1.635.562 Rupien hingestellt wurde.

Elephanta

Es ist kaum zu glauben, aber nicht nur um Aurangabad herum hatten die Leute über 1.000 Jahre nichts Besseres zu tun als Höhlen aus dem Fels zu schlagen, auch hier um Mumbai gibt es mehrere solcher Orte. Der bekannteste (und wieder UNESCO-Erbe) liegt auf der Insel Elephanta.

Insgesamt fünf Höhlen, von denen jedoch nur die erste spektakulär ist, die anderen vier wurden noch nicht einmal vollendet. Teilweise wegen Einsturzgefahr, teilweise ohne erkennbaren Grund.

Dies ist die letzte Höhle, von der ich euch erzähle und Bilder zeige, versprochen ;o)

 

Was an Elephanta so toll ist, ist eigentlich eine einzige Statue. Naja, eigentlich ist es gar keine Statue, sondern nur ein Kopf. Im Reiseführer steht, dass in Elephanta eine berühmte Statue des Gottes Shiva steht, der ein dreigeteiltes Gesicht hat: eines schaut ganz normal, eines grimmig und eines sehr gütig. Dies sind die drei Seiten, die jeder Gott und auch jeder Mensch hat.

Bei dieser Beschreibung hab ich mir einen Kopf von vielleicht einem Meter Höhe vorgestellt, so ein Gott ist ja etwas größer als ein normaler Steinkopf.

Als ich dann in der Höhle stehe, stelle ich fest, dass der Kopf nicht zu einer Statue gehört, sondern einfach so ohne Körper geplant wurde und rumsteht. Und zwar mit einer Höhe von über 10 Metern! Wow! Und die Steinmetzarbeiten sind absolut klasse, fein gearbeitet und toll erhalten. Gut, dass ich mir auch diese Höhlen noch angeschaut habe!

St. Thomas Cathedral

Eine der vielen von den Briten erbaute Kirchen ist die St. Thomas Cathedral im gotisch-klassischen Stil. Sie soll das älteste Gebäude der Briten in Mumbai sein, brauchte jedoch lange bis zur Fertigstellung, da das Projekt nach dem Tod des Initiators Gouverneur Aungier erst einmal still gelegt wurde. Nach fast einem halben Jahrhundert wurde dann doch noch weitergebaut und die Kirche an Weihnachten 1718 eingeweiht.

 

Im Inneren der Kirche sind überall marmorne oder kupferne Plaketten für Verstorbene angebracht, die Meisten sind jung im Kampf oder an Krankheiten gefallen. Es ist schön, wenn nach dem Tod noch mit so viel Liebe und Kameraderie an einen gedacht wird. Ich habe die Ruhe in der Kirche genossen und die gesamten Plaketten gelesen und bei manchen selbst heute noch mit den Hinterbliebenen mitgefühlt: da hat ein junger Mann seine Frau und sein Baby verloren, die beide bei einem Anschlag ums Leben kamen, während er sebst gekämpft hat und ein Vater seine beiden Zwillingssöhne innerhalb von neun Monaten – den einen an den Krieg, den anderen an die Cholera.

 

Fotos im Inneren der Kirche waren kein Problem. Als ich die Kirche jedoch von außen fotografieren wollte, kam der Wachmann und meinte: „no pictures from the church outside“. Häää, warum das denn? Sie steht doch mitten in der Öffentlichkeit rum, die Army ist weit weg und hier also kein Sperrbezirk. „That’s the Lord’s rule“, erklärt er mir. Da das zur Abwechslung ja mal wieder ein Haus meines eigenen Gottes ist, weiß ich genau, dass er nichts gegen Bilder von seinen Kirchen hat, wer ist also dieser Lord, der keine Außenfotos zulässt? Doch wer auch immer diese Regel aufgestellt hat, das Foto hab ich ja nun mal schon geschossen und werde es auch nicht wieder löschen ;o)

Mani Bhawan

Gandhi ist in Indien omnipräsent – und das nicht nur auf jedem einzelnen Geldschein. Doch in Mumbai ist er noch ein bisschen präsenter, denn hier hat er zwischen 1917 und 1934 häufig bei einer befreundeten Familie gewohnt und von hier aus auch viele der Kampagnen für die Unabhängigkeit angezettelt.


Das Haus ist heute ein kleines, privates Museum, das Bilder und Briefe aus seiner Zeit in Mumbai zeigt. Im zweiten Stock befinden sich mit kleinen Puppen nachgestellt die wichtigsten Szenen aus dem Leben des Mahatma.
Neben der Korrespondenz mit Leo Tolstoy ist eines der ergreifendsten Schriftstücke ein Brief an Hitler, in dem Gandhi ihn bittet, keinen Krieg zuzulassen (der Brief ist von 1939). Auch wenn sein Einfluss in Indien unbeschreibbar groß ist, so hat er doch in Europa und Amerika (er hat auch ein Schreiben an Roosevelt verfasst) weniger Erfolg gehabt. Leider!


Der Eintritt ins Museum ist kostenlos, jedoch haben sie sich eine Spende wirklich verdient.

Gateway of India und Taj Mahal Hotel

sonstige Bilder von Mumbai

17.09.2012 Only in Mumbai...

Ich bin ja nun doch schon einige Tage auf dem indischen Subkontinent unterwegs und an Vieles gewohnt. Doch immer noch werde ich von Indien überrascht.

 

Hier in Mumbai gibt es viele nette Bierlokale. Man kann lecker essen, trinkt sein Bierchen und genießt die angenehme Stimmung. Ich habe Glück und sitze meist als eine der wenigen Ausländer inmitten von Indern. Und - und das ist das Überraschende - inmitten von Inderinnen. Junge Mädels Anfang 20 bis vielleicht 30 sitzen gemeinsam am Tisch und trinken ihr Bier. Gestern am Nebentisch haben sich die drei Mädels zusammen einen 2-Liter-Pitcher Starkbier bestellt. Das heißt, jede hat 2/3 Liter Bier getrunken. Das hab ich noch nie gesehen. Noch nicht mal, dass Frauen alleine ausgehen. Super, weiter so, Frauen!

 

Was ich auch noch nie zuvor erlebt habe, geschah vor ein paar Tagen auf Elephanta. Bereits auf dem Boot kam ein gesetzter, etwas älterer Inder auf uns zu und erklärte, dass er ein umsonstener Führer über die Insel Elephanta sei und er uns durch die Höhlen gerne eine Führung gibt. "Jaja, so umsonstene Guides kenn ich", denke ich mir, doch wir hören uns seine Erklärungen gerne an, die wirklich sehr interessant und hilfreich sind.

Nach der Führung wollen wir ihm ein Trinkgeld geben, da er uns viele Details erläutert hat, die wir ohne ihn sicher so nicht gesehen hätten. Doch er wollte partout kein Trinkgeld nehmen und bestand darauf, dass die Führung umsonst sei. Selbst als wir das Geld als "Tee-und-Snack-Geld" umtitulierten, wollte er keine einzige Rupie annehmen. Dabei hätte er es sich echt verdient gehabt.

19.09.2012 Happy Birthday, Ganesha!

Ganesh ist der Gott des Glücks und er gilt auch als ein Beseitiger von Hindernissen. Das macht ihn in ganz Indien und Nepal zu einem äußert beliebten Gott und Gefährten: er hängt über jeder Tür, wird in jedem Tempel neben dem „Hauptgott“ des Tempels angebetet und fast jeder hat irgendwo eine Statue des Dicken herumstehen.

Und dass er wirklich Glück bringt, das kann ich bestätigen: in Indien sagt man auch, dass es Glück bringt wenn man in einen frischen Kuhfladen tritt oder von einem Vogel angeschissen wird. Ob man damit nur die armen Leute beruhigen möchte, die sich nun Schuhe, Kleider oder Haare wieder waschen müssen oder ob etwas dran ist – ich weiß es nicht. Auf jeden Fall gefällt mir da unsere Schweinchen-Kleeblatt-Schornsteinfeger-Variante deutlich besser... Doch seit einer Weile trage ich selbst einen kleinen Ganesh in der Tasche und in den letzten Tagen ging ungelogen 16 Mal ein Vogelschiss direkt neben oder vor mir auf die Straße runter – ich selbst wurde nie getroffen.

Was sagt mir das? A) Ganesh bringt mir tatsächlich Glück und B) es scheint einen Glücksausgleich zu geben und damit ich nicht zu viel Glück abbekomme, sondern auch Anderen noch etwas übrig lasse, wurde ich von allen weiteren glücksbringenden Ereignissen ausgeschlossen ;o)

 

Und dieser Ganesh hat also nun Geburtstag und das wird ausgiebig gefeiert. Im Bundesstaat Maharasthra besonders. Jede Straße, jeder Verein, jede NGO baut eine Ganesh-Statue, die dann ausgestellt und angebetet wird.

Am ersten Tag des Fests (dieses Jahr der 19. September) sollen die Straßen voller Menschen sein und anscheinend steppt überall der Bär. Als ich gegen 11 Uhr unterwegs bin, merke ich davon noch nicht viel... Im Gegenteil: es ist so ruhig wie nie zuvor. Selbst nachts hört man sonst mehr Autos auf der Straße als ich jetzt sehen kann.

Doch etwas später werden diese Ganeshs dann mit viel Trara und lauter Musik sowie tanzenden Begleitern zu seinem neuen Standort für die kommenden 11 Tage gebracht. Manche Statuen sind recht klein und können von zwei Männern getragen werden, andere sind bis zu mehreren Metern hoch und werden auf LKW transportiert. Die ganz Großen werden vermutlich bereits vor Ort hergestellt.

Feuerwerke, Knallfrösche und laute Musik begleiten Ganesh und den Festumzug. Und absolut extatisch tanzende Menschen. Wenn nicht auch Kinder so mittanzen würden, würde ich ja sagen, die haben alle was eingeworfen. Wobei, wir sind in Indien, wer weiß, ob da nicht ein bisschen bang in den Teig für die morgendlichen Roti gegeben wurde...

Für Ganesh Chhaturti werden in den Straßen meist Zelte aufgebaut, in denen der Gott dann untergebracht wird. Manche dieser Mandals (Ganesh-Tempelchen) sind lediglich aus blauen wasserabweisenden Planen hergestellt, andere Gruppen haben ganze Paläste im Rajasthan-Stil aufgebaut, zweigeschossig, mit Kristall-Lüstern, Erkern, Treppenhaus und Ornamenten wie im Original-Palast. Wow!

Durch diese großen Planen-Gebilde erkennt man auch tagsüber immer schon von weitem, wo sich solch ein Mandal befindet und nur einmal bin ich dann irrtümlich in einem Fischmarkt gelandet, die haben nämlich auch solche Planen.

Bereits am Straßenabzweig werden häufig große Tore aufgebaut, um auf den Mandal hinzuweisen oder die gesamte Straße wurde mit Lampen behangen. Bei Dunkelheit leuchtet dann die gesamte Stadt. Da kann man sich dann nicht mehr in einen Fischmarkt verirren...

In dem großen Palast-Mandal habe ich auch die Eröffnungs-Puja mitbekommen, die Einweihung des Mandals mit Gesang, Opfergaben und vielen Menschen.

Vor jeder dieser großen Ganesh-Statuen steht noch ein kleines Abbild, das von den Besuchern mit Blumenketten, Tikka und Opfergaben versorgt wird.

 

Es gibt eine Unmenge an verschiedenen Ganeshs: mehrere Meter hoch oder nur 50 Zentimeter groß; mit viel (laut Aussage der Erbauer echtem!) Gold und Kristalljuwelen oder kunterbunt und kitschig; einer war ganz mit Perlen besetzt, wieder ein Anderer leuchtete in Neonfarben.

Manche Mandals haben sich bewegende Figuren verschiedener Götter, die zu einer Geschichte vorwärts bewegt wurden oder bunte LED-Lämpchen überall.

 

Doch eines haben alle Ganeshs und Mandals gemeinsam: alle wurden mit viel Aufwand und Liebe zu Ganesh hergestellt und alle Mumbaier sind stolz, ihren Ganesh zu zeigen. Deshalb lade ich auch nicht nur die für mich schönsten Ganeshs hoch, denn sie haben es alle verdient, ausgestellt zu werden. Auf geht’s, euch stehen die 45 von mir fotografierten Ganeshs bevor ;o)

Am elften und letzten Tag des Festivals (da bin ich dann schon wieder daheim), werden alle Ganeshs Mumbais zum Chowpatti Beach gebracht und dort dann im Meer versenkt. Da würde ich gerne einmal tauchen gehen, da müssen doch Millionen von Ganeshs aus hunderten von Jahren liegen.

Mein erster Gedanke: kein Wunder steigen die Meeresspiegel! Mein zweiter Gedanke: wie zum Henker bekommen sie die ganzen Ganeshs hierher und dann auch noch versenkt? Denn das Meer ist hier nicht besonders tief. Man müsste also schon ein ordentliches Stück aufs Meer hinausfahren, um einen mehrere Meter hohen Elefanten zu versenken.

Ich habe auch keinen Mumbaianer getroffen, der das je miterlebt hat. Da bleibt mir nur eines übrig: wieder kommen und selbst erleben!!!!

19.09.2012 Can you take my picture?

Euch kommt dieser Satz bekannt vor? Nein? Mir auch nicht! Ich kenne nur die Variante: „can I have your picture?“. 

Doch um die Feiertage werde ich kaum um ein Foto gebeten, sondern immer nur gefragt, ob ich ein Foto mit meiner Kamera machen kann. Und jeder freut sich riesig, sich dann auf meinem Display wieder zu sehen. Das könnt ihr gerne auch weiterhin so machen, liebe Inder. So habt ihr euren Spaß und ich schöne Bilder von euch, euren Kindern, eurer gesamten Familie.

21.09.2012 Wow! Hampi!

Ja, da kann ich nur staunen, was meine letzten Ziele auf der Tour noch für mich bereithalten. Hampi haut mich echt um. Ich hab mir von den Erzählungen und Bildern eine schnuckelige kleine Stadt mit ein paar Tempeln in schöner Gegend vorgestellt. So kam das auch auf den Bildern meiner Freundin Kerstin rüber, die vor ein paar Monaten auf ihrer eigenen Weltreise hierher kam.

Schnuckelig und klein ist Hampi, das stimmt. Doch „ein paar Tempel“ und „ganz nette Gegend“ trifft es nicht wirklich, denn hier stehen tausende von Ruinen in einer Atem beraubenden Landschaft. Und ich tue mir ein wenig schwer, die Landschaft zu beschreiben.

Ich versuch es mal so: Hampi liegt in einer kleinen Senke, drumrum liegen viele Riesen-Kiesel. Manche mit mehreren Metern Durchmesser. Sie liegen übereinander gestapelt und auf Haufen geworfen, als ob ein paar Riesenkinder mit ihren Murmeln gespielt und diese nach dem Spielen nicht wieder aufgeräumt hätten.

Dazwischen gibt es Palmen und Maisfelder, aber auch Streifen, die eigentlich nicht mehr als Steppe sind – mit wenigen, bodenbedeckenden Gräsern und niedrigen Büschen, hin und wieder wächst ein Kaktus. Um den Fluss Tungabhadra herum gibt es eine tiefgrüne Vegetation und man trifft auf Papageien und bunte Schmetterlinge.

Und ich weiß nicht, was mir besser gefällt: die Natur oder die Kultur. Vermutlich die Kombination aus Tempeln, Ruinen, Felsen, Sonne, Kokosnüssen, Wüste, Palmen und netten Menschen.

Und das Schönste ist, dass ich noch 2,5 Tage hier habe, bevor es dann nach Goa geht. Und nachdem ich die 23-Stunden-Zugfahrt von Mumbai nach Hospet (der nächste Bahnhof von Hampi) gut überstanden habe, werde ich auch die 11 Stunden bis Goa überleben.

Der Haupttempel in der Stadt Hampi ist der Virupaksha Tempel. Eintritt 2 RS, Kamera 50 RS ;o)

Das Tollste im Tempel ist die Elefantendame, die einem ihren Segen erteilt, wenn man ihr davor ein 1-Rupien-Stück in den Rüssel gegeben hat. Total süß!

Für das Foto habe ich allerdings gleich drei Segen erhalten, da der nette Mann, der das Foto machen wollte, die ersten beiden Male immer zu langsam war ;o)

An meinem letzten Tag in Hampi möchte ich noch auf die andere Flussseite nach Anegondi und dort die Reste der alten Festung anschauen, die noch älter sind als die in Hampi. Doch als ich am Fluss stehe, ist die Brücke weg. Und das war kein kleines Holzbrückle, sondern ein riesiges Stahlbetonteil. Einfach weggespült. Aber bereits vor drei Jahren. Also musste ich mit dem Boot übersetzen und konnte dann den kleinen und netten Ort erkunden. Frauen waschen ihre Kleider im Fluss, Kinder spielen mit Holzreifen, ein paar ältere Männer hängen vor dem Tempel herum und rauchen gemütlich ihre Zigaretten, eine Ziegenherde wird durch den Ort getrieben – herrliche Dorfszenen, die ich hier erlebe.

Doch Tempel können auch in Hampi ganz anders aussehen, wie der Sri Murugan Tempel zwischen Hampi und Hospet beweist. Kunterbunt, mit überlebensgroßen Figuren auf dem Dach und in Hochglanz!

25.09.2012 In Goa und keinen Tag am Strand ;o(

Das ist eigentlich schade, denn die Strände von Goa sollen sehr schön sein. Und ein bisschen Sonnenbräune vor dem Herbst in Deutschland wäre auch angenehm gewesen. Doch einer meiner beiden Tage war bereits von Beginn an für die Barockkirchen in Alt Goa reserviert, den anderen Tag wollte ich ja eigentlich schon an den Strand, doch da habe ich dann lieber zwei Freunde wieder getroffen, die ich bereits aus Aurangabad kenne. Gemütlich bei goanischem Essen zusammensitzen und über die Reisen reden, etwas shoppen gehen und durch die Straßen zu schlendern war mir dann doch lieber als Sonne, Strand und Meer.


Mein letzter Urlaubstag hat mich zu den vielen Kirchen gebracht, die die Portugiesen hinterlassen haben und die mit ihren meist strahlendweißen Schiffen vor dem blauen Himmel stehen und ein fabelhaftes Bild abgeben. Und die Besichtigung von christlichen Kirchen ist nach drei Jahren mit Tempeln und Moscheen auch mal wieder eine angenehme Abwechslung.

Praktische Infos

Gesamtkosten für 24 Tage: 62.620 INR (2.609 INR/ Tag)

 

davon:

Essen 8.952 INR (373 INR/ Tag)

Unterkünfte 16.604 INR (692 INR/ Tag)

Transport 5.447 INR (227 INR/ Tag)

Eintritte 1.852 INR (77 INR/ Tag)

Touren 2.400 INR (100 INR/ Tag)

Sonstiges 27.365 INR (1.140 INR/Tag)

 

Umrechnungskurs: 100 INR sind ca. 1,50 Euro.

 

Hotels:

 

AURANGABAD

Hotel Panchavati, Padampura, Station Road, abhi.awargaonkar@gmail.com, www.hotelpanchavati.com. EZ 700 RS, DZ 800 RS. Zentral gelegen, tolle Infoplakate in den Gängen des Hotels, extrem hilfsbereites und freundliches Personal. Wifi nebenan in der Travel-Agency für 30 RS die Stunde.

 

PANJIM/ GOA

Hotel Royal Phoenix Inn, 93 Mala, Fontainhas, ernestosgoa@gmail.com. EZ/ DZ 1.102 RS. Schönes kleines Hotel in einem alten Haus im portugiesischen Stil, großzügige Zimmer, tolles Bad, sehr nettes und freundliches Personal.