07.05.2012 Erste Eindrücke von Myanmar:

  • Es riecht wie in Thailand: eine Mischung aus Durian, feuchter Hitze, Räucherstäbchen, Blüten und was weiß ich noch alles.

 

  • Überall ist es sehr sauber: die Straßen, die Kinder, die Hotelzimmer. Mein Besteck wurde in einer Essensbude am Straßenrand sogar mit kochendem Wasser übergossen, bevor es mir gebracht wurde.

 

  • Die Leute sind unglaublich freundlich und geschäftstüchtig. Mal überwiegt die eine Eigenschaft, mal die Andere. Doch immer begegnen einem die Menschen mit einem Lächeln.

 

  • Ich muss mich wieder daran gewöhnen, dass auf der rechten Straßenseite gefahren wird. Erschwert wird die Sache dadurch, dass die Autos eigentlich für Linksverkehr gemacht sind und das Lenkrad demzufolge auch auf der rechten Seite ist. Aufpassen muss man beim Einsteigen in die Busse, denn dafür muss man ja mitten auf die Straße laufen und dort dann einsteigen.

 

  • Auf den ersten Blick scheinen die Frauen hier mit den Männern gleichberechtigt zu sein. Beide Geschlechter erledigen Arbeiten wie Steine zur Baustelle schleppen, Reis pflanzen oder am Marktstand Gemüse und sonstige Waren verkaufen gemeinsam. Frauen leiten und managen häufig die Hotels, fahren Auto und Motorrad und haben alles in allem ein sehr selbstbewusstes Auftreten. Ach ja, nur in den buddhistischen Heiligtümern sind wir nicht zugelassen. Ich weiß gar nicht, warum uns immer alle diese Goldplättchen verkaufen wollen, wenn wir eh nicht in die Nähe des Buddhas dürfen, um sie aufzukleben...

 

  • Niemand tritt hier die wilden Straßenhunde. Das hat allerdings auch zur Folge, dass sie nicht Reißaus nehmen, wenn man sich bückt, um einen Stein aufzuheben und die Geste des Werfens macht. Und manchmal sind die Köter hier ziemlich einschüchternd und immer in der Überzahl.

 

  • Wer im Mai alleine durch Myanmar reist, muss sich auf etwas Einsamkeit gefasst machen. Kaum andere Touristen und die meisten Birmanen sprechen kein oder seeehr überschaubares Englisch. Gespräche kommen da wenig zustande. Ich muss mich erst wieder daran gewöhnen, in einem Land zu sein, in dem ich weder die Sprache noch die Schrift verstehe. Straßenschilder, Speisekarten etc. sind bisher alle nur in der aus Kringeln und Kreissegmenten bestehenden Schrift, die zwar sehr schön ist, mit der ich aber nichts anfangen kann.

 

  • Alles ist hier überpünktlich: mein Zug sowie die Busse bisher fuhren bereits fünf Minuten vor Stundenplan ab, mein Guide stand schon 15 Minuten vor der vereinbarten Zeit im Hotel.

 

  • Die Straßen sind toll. Insbesondere nach zwei Jahren Nepal ;o). Richtige Highways mit zwei Spuren je Richtung und Straßenteiler, dazu eine ebene Straßendecke ohne Schlaglöcher.

 

  • Besonders die Frauen in Yangon tragen ausgesprochen schöne Kleider. Longyi und Shirt immer passend und unglaublich stilvoll.

 

  • Das Essen ist nicht besonders gut. Alles ist ziemlich ölig. Die verschiedenen Curries werden morgens gekocht und die Ölschicht darauf verhindert, dass sich Bakterien, Fliegen und ähnlich unangenehme Lebewesen im Essen niederlassen. Das Essen wird so den Tag über konserviert. Was nicht unter Öl verborgen ist, wird ausgebacken. Das viele Öl macht das Essen schwer, was bei der Maihitze in Myanmar wirklich niemand braucht... Gut, dass es auch viel leckeres Obst gibt.

 

  • Es ist etwas schwierig, die Menschen zu fotografieren, denn kaum verlasse ich mein Hotelzimmer werde ich neugierig und interessiert von mindestens zehn Menschen betrachtet. Nicht unangenehm, aber es hindert mich irgendwie daran, Bilder von anderen Leuten zu machen, wenn ich so beobachtet werde. Und anders als in anderen asiatischen Ländern haben die wenigsten Menschen hier ein Fotohandy oder einen Fotoapparat, so dass ich auch nicht ständig fotografiert werde.

09.05.2012 Wie in Babel...

Wie bereits oben erwähnt, befinde ich mich in einem Land, dessen Sprache ich nicht spreche. Und in dem auch nur wenige eine Sprache sprechen, die ich verstehe. In Nepal war das Herumreisen alleine irgendwie einfacher, da ich mich ja mit fast allen Menschen unterhalten konnte. Und auch wenn mein Hindi nicht berauschend ist, so kam ich doch bisher in Indien ganz gut damit durch, zumindest in Delhi klappt das ganz gut mit einer Mischung aus Englisch und Hindi.

Doch in Myanmar sieht das alles ganz anders aus: wenn mich Leute ansprechen, verstehe ich nur Bahnhof und selbst wenn ich mal ein Restaurant als solches erkannt habe, dann ist die Speisekarte ausschließlich auf Birmanisch. Da bleibt mir nur, im Reiseführer zu schauen, was es für Spezialitäten gibt und gezielt nach diesen zu fragen. Wobei meine Aussprache des Birmanischen genauso witzig zu sein scheint wie die englische Aussprache der wenigen hier dieser Sprache Mächtigen. Zumal diese auch nicht deutlicher wird, wenn der Sprecher eine Backe voll Betelnuss hat und ihm der rote Sabber bei jedem Wort aus dem Mundwinkel zu fließen droht, so dass er immer die Unterlippe vorstrecken muss, um alles aufzufangen.

Hätte ich nur ein bisschen mehr dieses blöde Pantomime-Spiel mitgemacht, das der vierjährige Sohn meines Freundes Felix in Kathmandu so mochte. Dann hätte ich jetzt etwas mehr Übung in der Darstellung von Dingen oder Tätigkeiten. Naja, irgendwie wurschtel ich mich schon durch, doch manchmal kommen sehr unterhaltsame Dialoge zustande, wie zum Beispiel die Folgenden:

 

Im Restaurant:

Ich: „Is there rice with the curry?“

Bedienung: “Yes, is a bit hot.”

Ich: “Ok, but can I have rice with it?”

Bedienung: “You want salt?”

 

Ähhh, nee. Eigentlich nur Reis. Als mein Curry dann kam, war es natürlich ohne Reis und die Bedienung fragte sofort, ob ich denn keinen Reis dazu möchte, das würde gut passen.

 

Auf dem Markt mit meinem Guide:

Ich, mit dem Finger auf eine hellrosa und weiße Wurst zeigend, die auf Bananenblättern ausgelegt war: „What is that?“

Guide: „Finished.“

Ich: „But there is so much left. What is it made from?”

Guide: “Finished.”

Ich: “How does it taste? Sweet? Or sour?”

Guide: “No. Don’t know.”

 

Der Verkäufer kann auch nicht besser englisch und lässt mich probieren. Dieses Wurstding wurde in Scheiben geschnitten und mit (natürlich) Öl und Chili angemacht. Nicht schlecht, aber ich weiß immer noch nicht, was es ist. Ich lächele und verabschiede mich. Als mein Guide und ich weiter zu einem Teich mit Lotusblüten laufen, schaue ich hinein und sage: „See, there are so many fish in the pond“, worauf mein Guide ganz aufgeregt wird, auf den Teich zeigt und laut meint: „Finished.“

Und jetzt dämmert mir, dass diese rosa Wurst eben aus Fisch hergestellt wurde. Später sehe ich sie auch in kleine Stücke zerhackt und mit Reis gemischt in einem Restaurant. 

Das ist das Fischzeugs vom Markt.
Das ist das Fischzeugs vom Markt.

Im Bus:

Ich sitze neben dem Fahrer in diesem Pickup-Bus-ähnlichen Gefährt. Zwischen uns hockt ein etwa zweijähriger Knirps, der mir bestimmt 20 Minuten lang etwas erzählt und dabei immer wieder nach draußen in die Landschaft zeigt oder witzige Bewegungen macht.

Nach einer Weile meint mein Fahrer lächelnd: "My niece" und ich ersetze in Gedanken "niece" mit "nephew", da ich ja weiß, dass viele Asiaten die Geschlechter ständig durcheinander bringen: he oder she, niece oder nephew scheint hier keinen großen Unterschied zu machen. Auf mein Nicken hin wiederholt der Fahrer seinen Satz: "My niece", hängt aber ein deutliches Fragezeichen hintenan. Woher soll ich denn wissen, ob der Knirps mit ihm verwand ist. Also nicke ich wieder nur und bemerke noch: "He is cute".

Da wiederholt er ganz langsam: "My nä is?" und ich begreife, dass er mir eigentlich keine Frage stellt, sondern ich seinen Satz vervollständigen soll: "My name is?". Als ich dann endlich mit "My name is Sabine" antworte strahlt er wie ein Honigkuchenpferd, nickt ebenfalls und fährt schweigend weiter.

 

Das war es wohl mit seinen Englischkenntnissen...

 

Beim Stoffkauf auf dem Markt:

Ich: “How much is this longyi?“ Dabei reibe ich meinen Daumen und Zeigefinger zusammen.

Verkäufer: „From Thailand.“

Ich: „Ok. How many Kyat is it?“

Verkäufer: “Good quality.”

Ich: “But how much does it cost?”

Verkäufer: “3.500”. Na endlich.

Ich: “Is it cotton?”

Verkäufer: “From Thailand.”

Ich: “There is a sticker on it with: Made in Indonesia”

Verkäufer: “Yeah. Thailand.”

Ich: “But is it cotton? Or silk? Or what material is it?”

Verkäufer: “Good quality.”

 

Sehr informativ war das Gespräch ja nicht. Ich hab mich dann nur noch bedankt und mit einem „never mind“ bin ich dann weiter gegangen. Selbst shoppen ist hier so anstrengend! Aber man spart auf diese Wiese viel Geld ;o)

09.05.2012 Yangons Highlight: die Shwedagon Pagode

Ich bin in Yangon und da muss ich natürlich auch die Shwedagon Pagode sehen, DAS Wahrzeichen Myanmars und Pilgerziel für viele Buddh- wie Touristen. Die Kupferplatten der Pagode sind mit insgesamt 9,75 Tonnen Gold belegt und tausende Edelsteine zieren die Krone. Unglaublich! Leider ist der heutige Tag sehr bewölkt und weder Gold noch Steine glitzern im Sonnenlicht. Bei dem trüben Wetter muss ich gestehen, dass es halt einfach nur eine von vielen Pagoden ist und ich nehme mir vor, am Ende meiner Tour durch das Land bei hoffentlich besserem Wetter noch einmal zu kommen.

Was auffällt ist, dass sich um die hunderte kleinen und großen Pagoden Familien niederlassen und aus ihren schönen, bunten Bastkörben ein Picknick auspacken, man hört überall Lachen und sich unterhaltende Leute, die Kinder spielen Fange um die Schreine und Winken mir zurück, wenn ich sie anlächele. Nach einer kurzen Weile kommt einer der Knirpse mit einem frittierten Linsenbällchen auf mich zu. Fragend schaut er zu seiner Mutter zurück, die ihn mit einem Nicken andeutet, ihn mir zu übergeben. In der nächsten halben Stunde werden noch weitere Kinder mit Mangospalten und scharfer Sauce, einem Maracujasaft, Erdnussplätzchen und weiteren Leckereien zu mir geschickt. So wird es mir auch die kommenden Tage in anderen Tempeln noch ergehen und ich kann mich immer nur mit einem „jesutinbade“, einem „danke“ in schlechter Aussprache revanchieren.

Ich beobachte Mönche, die sich gegenseitig fotografieren und werde auch manchmal aufs Bild gebeten. Da ich weiß, dass buddhistische Mönche keine Frauen berühren dürfen, halte ich Abstand. Doch diese Regel scheint von manchen Mönchen eher locker ausgelegt zu werden, denn oft bekomme ich einen Arm um meine Schulter gelegt. Naja, ICH muss ja keine Reinigungsrituale durchführen.

 

Nach der Shwedagon Pagode besuche ich noch einige andere Pagoden mit großen, sitzenden oder liegenden Buddhas, schönen Schnitzereien und bekomme in jeder Pagode etwas Neues erklärt. Ich erfahre, dass ich hier im Zeichen der Maus oder Ratte geboren bin, wie alle am Donnerstag Geborenen. Mir wird der Planet Jupiter zugeordnet und mein Schrein befindet sich immer im Westen der Pagode. Der Buddha in diesem Schrein wird von allen Maus-Menschen zehn Mal mit Wasser übergossen.

Ich lerne auch, dass die Woche in Myanmar acht Tage hat, und zwar: Montag, Dienstag, Mittwoch Vormittag, Mittwoch Nachmittag, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag.

Als ich also in einer kleinen Pagode meinen Maus-Buddha suche, um ihn zu übergießen, finde ich einige Tierchen, die einer Maus ähneln. Das Freitags-Meerschweinchen sieht ja eh schon ähnlich aus, doch hier sieht auch der Dienstags-Löwe aus wie eine Maus. Wo soll ich denn nun gießen? Ohne Sonne kann ich auch nicht sagen, wo Westen ist. In dem Moment kommt ein älterer Mann auf mich zu und fragt, was ich denn suche. Na, den Donnerstag. Er ist auch im Zeichen der Maus geboren und wir begeben uns gemeinsam zu dem Schrein, den ich eindeutig als Montags-Tiger ausgemacht hatte. Doch die Streifen scheinen entweder zum Stein selbst zu gehören oder sind halt einfach nur ein bissle Dreck. In Gedanken sehe ich mich schon mit meinem Trekkingkompass in der nächsten Pagode stehen und muss lachen. Was hier nicht alles zu einem Besuch in der Pagode gehört: Picknickkorb, Kompass, Decken, Rennautos für die Kinder, Blumen und Kokosnüsse als Opfer...

Und hier sind noch ein paar andere Bilder von Yangon:

12.05.2012 Am Inle-See

Nach ein paar Tagen in Yangon und Bago und einem kurzen Ausflug zum goldenen Felsen in Kyaikhtyio bin ich unterwegs an den Inle-See. Nachmittags um 15 Uhr sitze ich im klimatisierten Reisebus und los geht die Fahrt. Gegen 6 Uhr morgens sollen wir ankommen. Das passt doch gut, dann kann ich mir erst irgendwo ein Guesthouse und dann ein Frühstück suchen. So der Plan. Doch bereits um 3 Uhr hält der Bus an einer Straßenkreuzung mitten im Nichts. Dies hier ist Shwe-Nyaung. Von hier aus muss ich nach Nyaung-Shwe. Und wenn ich mir schon Gedanken gemacht habe, wie ich die 13 Kilometer hinter mich bringe, stelle ich fest, dass das ganz einfach ist, denn plötzlich steht in der Dunkelheit neben mir ein Mottorradfahrer, der mir anbietet, mich für 5.000 Kyat zu meinem Hotel zu bringen. 5.000 Kyat ist ziemlich viel, doch hab ich beim Verhandeln schlechte Karten, da er ja der Einzige hier ist, der mich von der Kreuzung fortbringen kann. Nach einer knappen halben Stunde kommen wir im Queen Inn an und die Eigentümer fragen nicht viel nach, als wir sie um diese Uhrzeit wecken und mir wird das letzte freie Zimmer gegeben. Sie scheinen an diese Ankunftszeiten gewöhnt zu sein. Nach 1,5 Stunden werde ich bereits wieder von einem Geräusch geweckt, das klingt, als ob ein Hubschrauber direkt neben meinem Bett gelandet wäre. Ich stelle fest, dass mein Zimmer direkt am Kanal liegt und da heute Markt in Nyaung-Shwe ist, kommen bereits um 5 Uhr die schlanken Motorboote von den anderen Dörfern entlang des Sees hierher. Und diese Dieselmotoren machen einen Lärm, der Tote erwecken könnte. Oder eben auch Totmüde.

Da ich schon mal wach bin, gehe ich nach einem leckeren Frühstück und einem Avocadosaft zum Markt und erkunde seltsame Waren, neue Gerüche und lausche dem immer noch seltsamen Klang der fremden Sprache.

Der kommende Tag ist bisher mein Highlight in Myanmar, denn ich habe eine Tagestour auf dem Inle-See gebucht. So ein lärmendes Ungetüm von Boot bringt mich an vielen der berühmten einbeinig rudernden Fischer vorbei. Auch die Gemüsebeete, die mitten auf dem See angelegt wurden, sehe ich heute. Mithilfe von Seetang werden Beete angelegt, auf denen zur Zeit hektarweise Tomaten angebaut werden. Gepflanzt, bearbeitet und geerntet werden sie von kleinen Ruderbooten aus.

In einer Seidenweberei erstehe ich einen wunderschönen Seiden-Baumwoll-Longyi, diesen typischen Schlauchrock, den hier alle tragen: die Männer kariert oder gestreift und meist in blau- oder braun-Tönen, die Frauen in bunt und mit Blumenranken oder anderen typischen Mustern. Frauen und Männer wickeln die Longyis auf verschiedene Art, Männer tragen ihre auch mal nur knielang oder noch kürzer, das habe ich bisher bei Frauen noch nicht gesehen.

Unser nächster Stopp ist in einer Zigarettenfabrik. Dort sehen wir sechs Frauen auf dem Boden sitzen, die die Zigaretten drehen und uns jeden einzelnen Schritt erklären. Der Filter besteht aus Maisblättern, die eng gerollt werden. Die Blätter werden mit einer Mischung aus Tamarinde, Honig, Zucker, Bananenblättern und sonstigen Zutaten gefüllt. Achja, etwas Tabak ist auch dabei ;o) Mit einer schnellen Handbewegung wird die Zigarette gerollt, Klebreispampe verschließt das Blatt am Ende. Die eine Seite noch schön kreisrund gefaltet und die andere Seite mit Filter abgeschnippelt. ca. 1.000 Zigaretten rollt jede der Frauen am Tag. Eine Packung mit 15 Stück kostet 1.000 Kyat.

 

Vom See in westlicher Richtung führt uns ein Kanal nach Indein. Dort soll es ein Pagodenfeld geben und ich habe in Erinnerung, schöne Fotos von ein paar Pagoden gesehen zu haben. In Wirklichkeit stehen dort tausende und abertausende Pagoden rum, eine neben der nächsten. Große und kleine Pagoden, goldene, weiße oder steingraue Gebilde. Alte, in Ruinen liegende und mit Bäumen bewachsene Pagoden oder nigelnagelneue. Auf verschiedenen Ebenen oder im Wald verteilt stehen sie in der Landschaft und ich kann mich gar nicht satt sehen. Hier ist es nicht die Schönheit einzelner Pagoden, die einen umhaut, sondern die schiere Anzahl der Pagoden. Zum Zählen bräuchte man sicher Wochen. Und jede Ecke, die man abbiegt, bringt weitere Pagoden.

Im Hintergrund der strahlend blaue Himmel, im Vordergrund weiße und goldene Pagoden, dazu der rote Lehmboden und die grünen Palmwedel. Und alles wird begleitet vom Klingen der tausenden kleinen Glöckchen, die die Pagodenspitzen umgeben. Nur ungern trenne ich mich von diesem Ort und begebe mich wieder zurück zum Boot.

Am Abend beobachte ich wieder vom Garten meines Guesthouses aus die Leute am Kanal, die die Kähne beladen, Kisten voller Tomaten schleppen oder in kleinen Gruppen zusammensitzen und sich unterhalten.

Abends gehe ich erst in eine Marionettenvorführung, in der einem die verschiedenen traditionellen Figure sowie ihre Bewegungen vorgestellt werden und wir haben eine Menge Spaß. Danach esse ich wieder auf dem Nachtmarkt, der für 500 Kyat leckere Shannudeln anbietet sowie hunderter anderer Kleinigkeiten, die man hier probieren kann. Man trifft auch ein paar andere Touristen, doch hauptsächlich essen hier die Einheimischen. Endlich schmeckt das Essen einmal wunderbar und ich gönne mir neben der Nudelsuppe auch einen gegrillten Fisch, der saftig, etwas scharf gewürzt und sehr zart ist und mich 1.200 Kyat, also umgerechnet 1,20 Euro kostet.

17.05.2012 Beliebte Gesellen

Sie sitzen in kleinen oder großen Gruppen zusammen im Schatten der ausladenden Mangobäume oder liegen auf einen Arm gestützt in der Sonne. Einer bekommt eben noch eine Gesichtsmaske aus Kreidepulver aufgelegt, während ein Anderer ein grobes Sandpeeling verpasst bekommt. Einem Dritten wird an den Zähnen herumgefeilt.

Sie sind überall. Wirklich überall. Man sieht sie in Bussen und auf der Ladefläche von Trucks, auf Motorrädern und Fahrradrikshas vorbeifahren, doch meistens sitzen sie nur still herum. In jeder Pagode, in Gärten, auf Kreisverkehren, in Höhlen, Gebäuden und Supermärkten. Kleine und große, alte und neue, weiße und golden glänzend. Von wem ich rede?

Von wem wohl: Buddhastatuen prägen das Landschaftsbild wie sonst nur die Pagoden, in denen sie häufig wohnen. Über 1.000 sind es allein in der Höhle von Pindaya und in fast jedem der 4.000 Tempel Bagans befindet sich ebenfalls mindestens Einer. Von all den Souvenirständen mal abgesehen, in denen Buddhas für jeden Geschmack und Geldbeutel aufgereiht sind wie Erbsendosen bei Lidl. Buddhas satt. Und in Mandalay werden viele geboren, denn dort befinden sich viele Steinmetzwerkstätten oder Schnitzereien sowie Bronzegießereien, die sich auf Buddhas spezialisiert haben.

Ich habe ja eben die Höhlen von Pindaya erwähnt. Diese Höhlen befinden sich nicht weit weg von Kalaw, in einer Gegend, die die Engländer "Myanmarische Schweiz" genannt haben. Die Gegend soll sie an die Schweiz erinnert haben. Keine Ahnung, in welchem Teil der richtigen Schweiz die Briten waren, dass diese Gegend ähnlich aussehen soll: Myanmar - rote Erde, trocken, schlechte Straßen (sind ja nur Nebenstraßen), tausende Pagoden und leichte Hügel. Schweiz - mehr als nur Hügel, grüne Wiesen, schwarz-weiße Kühe, nette Ortschaften mit guter Infrastruktur und Kirchtürmen. Naja, aber schön sind beide Orte.

In dieser Gegend befinden sich nun also Höhlen, in denen im Lauf der Jahre tausende Buddhastatuen untergebracht wurden. Große und kleine, goldene und welche aus Glas, schöne und naja, weniger gut gelungene... Für jeden ist da was dabei.

19.05.2012 Mandalay und Umgebung

Und noch ein paar Fotos aus Mandalay und Umgebung:

19.05.2012 Busfahrten

Von Nepal weiß ich, dass Busfahrten lang, unbequem und ungemütlich sein können. Und es in Asien auch meistens sind, da a) die Straßen alles andere als gut sind und b) die Sitze im Bus nicht für Menschen mit europäischen Beinlängen gemacht zu sein scheinen.

In Myanmar ist das Bussystem aber einfach unglaublich. Auf meiner Route durch das Land habe ich immer ganze Tage für die Fahrten zwischen Yangon und dem Inle-See, Inle-See und Mandalay sowie von Mandalay nach Bagan vorgesehen. Diese brauche ich jedoch überhaupt nicht, da ich hier immer mit Nachtbussen fahre. Zwischen 17 und 21 Uhr fahren diese meistens ab und kommen dann meist um 3 Uhr nachts an. Die Busse sind riesig, haben schön gepolsterte Sitze, Aircon und TV und man wird mit Wasser, einer Zahnbürste und Zahnpasta und einem feuchten Baumwollwaschlappen versorgt. Suuuper! Ich kann auch ausreichend schlafen, um am nächsten Morgen wieder loslegen zu können.

Sobald man selbst mitten in der Nacht den Bus verlassen hat, ist immer jemand da, der einen zu einem Hotel fährt, sei es per Motorrad, Taxi, Jeep, Pferdekutsche oder Fahrradriksha. Und auch im Hotel wundert sich niemand, wenn man nachts um 3 Uhr klopft und um Einlass und ein Zimmer bittet.

 

Einzige Ausnahme dieser tollen Nachtbusse war bisher meine Fahrt von Mandalay nach Bagan. Dort habe ich einen Sitz im Cargobus gebucht. Der Typ im Hotel meinte noch, dass der nicht so gut ist wie der Aircon-Touribus, weil halt auch viele Reissäcke und andere Waren geliefert werden. Also, alles wie in Nepal auch, nichts Besonderes. Um 21.30 Uhr bin ich pünktlich am Busbahnhof und kann auch kurz darauf in den Bus steigen. Dieser ist bereits so hoch mit Säcken, LKW-Reifen, Kisten und anderem Zeugs vollgestopft, dass ich mit meinem Rucksack auf dem Rücken und den beiden Taschen Handgepäck erst steil hochsteigen und dann auf allen Vieren zu meinem Sitz kriechen muss. AUCH Ladung ist wohl etwas untertrieben, denn eigentlich ist dieser Bus NUR für Ladung gedacht und auf und zwischen der Ladung wurden ein paar Hocker mit einer 20 cm hohen Lehne aufgestellt. Ich sitze also ziemlich unbequem, habe aber meinen Rucksack dafür direkt bei mir. Um 22 Uhr fahren wir los, verlassen die Hauptstraße jedoch schon nach zehn Minuten wieder und begeben uns auf eine holperige Lehm-, Sand- und Schotterpiste mit so großen Löchern, dass wir nur im Schneckentempo vorankommen. Diese Straße verlassen wir bis kurz vor Bagan nicht mehr. Der gesamte Bus klappert und der Motor röhrt so laut, dass an Schlaf nicht zu denken wäre, selbst wenn man sich irgendwo bequem hätte anlehnen können. Wir fahren durch ein Flußbett und ich fürchte schon, dass der gesamte Bus umkippt, doch wir kommen wieder heil an der anderen Flussseite an. Manchmal fahren wir ohne Licht und ich wundere mich, wie unser Fahrer auch nur einen Meter weit sehen kann, denn es ist im wahrsten Sinn des Wortes finster wie die Nacht.

Bei einem Stopp frage ich, ob das denn der direkte und kürzeste Weg nach Bagan wäre. Nein, natürlich ist er das nicht, aber wir müssen ja immer wieder Ladung abliefern oder neu einladen und versorgen anscheinend alle Dörfer zwischen Mandalay und Bagan. „Aber die Fahrt in diesem Monster ist doch keine 9.000 Kyat wert“, sage ich zum Busfahrer. „Nee, ist sie auch nicht, sie kostet 3.000 Kyat“, erhalte ich zur Antwort. Na super, da hat der Typ im Hotel mal schnell 6.000 Kyat für sich selbst eingestrichen. Auch in Myanmar gibt es also solche Leute, die einen ausnutzen und die Touristen als Geldmaschine sehen. Man gewöhnt sich an die Ehrlichkeit der Menschen hier, aber in Zukunft werde ich wohl doch etwas mehr aufpassen müssen.

Um 6 Uhr morgens komme ich in Bagan an. Immerhin muss ich durch die lange Fahrt kein Zimmer mehr für die Nacht zahlen. Ich checke in einem Hotel ein, dusche, frühstücke und mache mich auf den Weg zu den Pagoden Bagans.

21.05.2012 In Bagan

Bagan hat ca. 4.000 Pagoden. Ich habe davon gefühlt 3.000 besichtigt.

Da ich mir sicher bin, dass es euch alle brennend interessiert, erst einmal eine kleine Übersicht über 1.000 Jahre Geschichte: im Jahr 1057 eroberte König Anawratha den Staat Thaton blablabla.

Vielleicht lade ich doch erst einmal ein paar Bilder hoch. Wer sich für die Eroberungszüge Anawrathas und seiner Nachfolger interessiert, kann sich ja bei Wikipedia kundig machen ;o)

21.05.2012 Bagans fliegende Händler

Eine typische Situation in Bagan: ich sitze auf meinem Eingangfahrrad und gurke durch die Gegend, als ein Moped oder Motorrad von hinten aufholt.

Motorradfahrer: „Hi, where you from?“

Ich: “Germany”

Motorradfahrer: “Ah, Dsamani. Nice country.“

Ich: „Yep“

Motorradfahrer: "How long in Bagan? Your first day?”

Ich: “No, my fourth day”

Motorradfahrer: “Good. I’m artist. Come to see my shop.”

 

In diesem Shop befinden sich entweder Sandbilder oder Lackarbeiten. Und da es mehr solcher Läden gibt als Pagoden (und das will etwas heißen) und ich ja bereits seit mehreren Tagen hier bin, habe ich so ziemlich alles gesehen, was man hier als Tourist kaufen kann. Und jeder Laden hat die selben Bilder im Angebot, so dass ich vermute, dass es sich weniger um Unikate als um Malen-nach-Zahlen-Bilder handelt.

Und die Frage nach meinem Herkunftsland kann ich mir nur so erklären, dass sie dadurch die Preisverhandlungen gestalten. Vielleicht können sie bei bestimmten Ländern mit höheren Preisen beginnen als bei anderen. Denn eine Besucherstatistik führen sie sicher nicht.

 

Als ich also nach vier Stunden meiner Radtour bereits 15 Mal diese Unterhaltung geführt habe, drehe ich beim nächsten Motorradfahrer den Spieß mal um:

 

Ich: „Mingalaba. How are you?“

Motorradfahrer: “Good morning. Where you from?”

Ich: “Germany. Let me guess, you are an artist. And you have a shop closeby. Sandpainting?”

Motorradfahrer: “Yes, want something?”

Ich: “I’d like to see a pagoda. Do you know where I can find one?”

 

Darauf schaut der Künstler etwas verwirrt und dreht mit einem "Bye bye" ab. Warum nur?

26.05.2012 Mit dem Schiff zum Strand

Ich bin ja kein Typ, der tagelang am Strand herumfläzt, doch so ab und zu ein paar sonnige Tage am Meer sind etwas Schönes.

Also beschließe ich, von Yangon aus mit dem Schiff nach Pathein zu fahren. Von dort aus sind es nur noch zwei Stunden mit dem Bus zum Strand in Ngwe Saung.

Um 14.30 Uhr kaufe ich also mein Ticket für 8 USD und begebe mich direkt aufs Boot. Da wir erst um 17 Uhr ablegen, kann ich mein Gepäck aufs Deck bringen und beim Ent- und Beladen des Schiffes zusehen. Wahnsinn, was die Männer alles schleppen müssen: säckeweise Holzkohle, Tontöpfe, hunderte Eier und schwere Kisten. Jeder der Träger hat mehrere Holzstäbchen einer Farbe und bei jedem Gang vom Boot kann er eines der Stäbchen bei seinem Supervisor abgeben, der auf der Brücke zwischen Schiff und Hafen steht.

Auf Deck geschieht ebenso viel wie unter Deck. Hier oben habe ich eben versucht, meinen Claim abzustecken und das Quadrat, das mir zugewiesen wurde, zu sichern. Während ich also dort sitze und alles beobachte, kommen ständig Händler vorbei. Man könnte sich hier mit allem eindecken, was man für eine längere Reise braucht: von Plastikplanen zum Draufsitzen über Reis mit Currys, Kuchen, verschiedenem Obst, gekochten Eiern, gebratenen Hühnchen und Fleischspießchen bis hin zu Zahnpasta und Zahnbürste, Seife und Spielzeug für die Kinder.

Während nun alle meine Mitreisenden ihr Picknick auspacken, legen wir ab. Pünktlich um 17 Uhr. Als es dunkel wird, mache ich es mir so gut es geht, auf dem harten Boden bequem. War nicht so unbequem wie es klingt. Vor allem nach meiner Fahrt im Cargo-Bus, war ich überrascht, wie gut ich hier schlafen konnte. Statt um 11 Uhr kommen wir erst um 14 Uhr in Pathein an. Knapp 24 Stunden auf dem Kahn und ich bin froh, dass es morgen mit dem Bus weitergehen soll.

 

Den Nachmittag genieße ich in Pathein, in dessen Zentrum (wer hätte es gedacht) eine große, goldene Pagode steht. Der Ort ist im ganzen Land für ihre Schirme bekannt und ich besuche eine der vielen Schirmmanufakturen. Die Schirme sind wirklich sehr schön, doch in meinem Rucksack nicht unterzubringen. Schade.

Am folgenden Tag komme ich also am Strand an und springe gleich in die Wellen. Gute Entscheidung, denn in der Nacht beginnt es zu stürmen und zu regnen. Auch tagsüber lässt der Sturm erst spät nach. Ich spaziere nun am Strand entlang, sammle Muschelschalen und spiele „wer ist schneller“ mit den roten Krebsen – ich mit Fotos machen oder sie mit in den Löchern verschwinden. Meistens gewinnen die Krebse, doch ich habe ja Zeit und irgendwann erwische ich sie doch noch ;o)

28.05.2012 Buddhas und Nats

Mit knapp 90% Buddhisten dominiert diese Religion eindeutig das Land. Doch die Naturreligionen mit all ihren Aberglauben haben dennoch weiterhin Bestand und so beherrschen neben Buddha auch hunderte und aberhunderte Geister das Land, die so genannten Nats. Diese Geister können die Menschen beschützen oder auch Unglück bringen und so gilt es, so viele Nats wie möglich durch Opfergaben und Zeremonien milde zu stimmen.

Diese Nats können die Geister verstorbener Ahnen sein oder auch Naturgeister, die in Wäldern, Flüssen oder in Bäumen hausen. Auch einige Hindugötter wurden übernommen und werden in Myanmar als Nats verehrt.

Es gibt Nats, die sich im gesamten Land herumtreiben und andere, die nur regional verehrt werden.

In vielen Pagoden wird eine Gruppe von 37 Nats verehrt. König Anawratha von Bagan hatte im 11. Jahrhundert den Nat-Kult verboten, musste jedoch feststellen, dass er sich damit nicht so recht durchsetzen konnte. Und so nahm er die Top 36 der populärsten Geister und machte einen 37. buddhistischen Geist zum Oberhaupt aller Nats, um so sicherzustellen, dass die anderen Nats ihm auch gehorchen. Clever. Auch wenn die Zusammenstellung dieser Gruppe im Lauf der Jahrhunderte Veränderungen unterlag, so werden die 37 Nats in vielen buddhistischen Pagoden noch heute verehrt. Buddha scheint da nichts dagegen zu haben. Kein Wunder, denn er wird immer noch am Meisten verehrt und bekommt immer noch mehr Opfergaben als alle Geister zusammen. 

28.05.2012 Birmanische Musik

Laut meinem Reiseführer ist die Musik Myanmars für unsere Ohren sehr gewöhnungsbedürftig. Dissonant und ohne erkennbare Melodie. Als ich das erste Mal im Bus sitze, wird sofort ein Musikvideo eingelegt. Oje, denke ich noch, das soll nun sechs Stunden mit der Musik so gehen?

Doch die Musik ist erstaunlicherweise sehr schön, überhaupt nicht wie erwartet. Die Melodien gehen ins Ohr und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich die Lieder kenne und sofort mitsingen könnte. Doch alles ist in Birmanisch, und ich kenne überhaupt keine birmanischen Lieder. Das nächste Lied gibt mir dann die Bestätigung: zwar sind die Texte in der hiesigen Sprache, doch die Melodien sind eindeutig unsere, denn jetzt singt eine weiche weibliche Stimme: „Living next door to Alice“. Und auch die folgenden Lieder erkenne ich ohne Probleme: „Summer vine“, „Like a virgin“, „The rose“. Wow, einmal durch mehrere Jahrzehnte und durch alle Musikrichtungen.

Bei einer Marionettenvorführung höre ich dann wirklich Musik aus Myanmar. Und mein Reiseführer hat recht: jeder scheint zu spielen, wie er will: laut, schnell, nach eigenem Rhythmus. Aber hört selbst ;o)

30.05.2012 Ganzkörper-Fußmassage - oder ein Besuch in der Folterkammer

Am Ende meiner Tour durch Myanmar möchte ich mir noch eine schöne Massage gönnen. Da ich aus Erfahrung weiß, dass Körpermassagen häufig sehr hart sein können, entscheide ich mich für eine Reflexzonen-Fußmassage. Ein bisschen hier auf die Fußsohle drücken, ein bisschen dort, so stelle ich mir das vor. Entspannend, wohltuend und sanft. Im Central Hotel werden solche Massagen angeboten, eine Stunde für umgerechnet sechs Euro. Nichts wie hin, denke ich mir.

Meine Masseuse ist wie alle Masseurinnen Asiens klein, zierlich, süß und ausgesprochen hübsch. Doch der nette Eindruck täuscht. Bereits beim Waschen der Füße ahne ich, dass schwere Zeiten auf mich zukommen, denn das Mädel versucht mit immer kräftigerem Schrubben hartnäckig, meine Streifen von den Füßen zu bekommen. Doch wer schon mal mit Flipflops im Urlaub war (also fast jeder Asien-Reisende), weiß, dass man zwei diagonale weiße Streifen an jedem Fuß hat, wo halt die Riemen des Schuhs sitzen. Drumrum wird man schön braun. Doch auch nach längerem Schrubben hat sie es lediglich geschafft, dass der weiße Streifen nun rot ist. Weg ist er dadurch jedoch immer noch nicht.

 

Dann beginnt die Fuß-Reflexzonen-Massage. Nachdem sie mir fast die Zehen ausgerissen hat, knetet sie mich durch. Und sie hat sich bei der Definition von "Fuß" eindeutig am schwäbischen Begriff "Fuß" orientiert, der ja vom großen Zeh bis zum oberen Ende des Oberschenkels geht. Meine kompletten Beine werden nun von ihren Händen malträtiert und ich bin mir sicher, dass ich morgen blaue Flecken von ihren Daumen haben werde. Danach kommen bei der Massage auch ihre Ellbogen, Fäuste und Knie zum Einsatz. Auuuua! Wenn ich Fäuste und Ellbogen an meinem Körper gewollt hätte, hätte ich mich beim Boxen oder Wrestling angemeldet, nicht bei einer Massage!

Doch weder mein schmerzerfüllter Blick noch meine dezenten Hinweise in Form von regelmäßigen "aua"-Rufen ändern die Massagestärke. Nachdem beide Beine massiert wurden, schaue ich auf die Uhr: 40 Minuten vorbei. Gut, dass sie nicht die volle Stunde massiert hat. Ich zahle gerne etwas drauf, wenn sie nur aufhört!!! Doch da kommt sie schon um den Sessel, auf dem ich relaxen soll, herum und fängt an, auch meinen Nacken, die Arme und den Kopf zu massieren. Kaum hat sie Hand an mich gelegt, verspannen sich meine Nackenmuskeln in Erwartung der knochenbrecherischen Behandlung, doch werde ich mit einer richtig guten Rückenmasse überrascht. Wenn ich das gewusst hätte... Noch volle 20 Minuten Genuss nach dem erfolgreichen Foltern meiner Beine ;o)

30.05.2012 Letzte Gedanken und Bilder, die sonst nirgends hin passen

Heute ist mein letzter Tag in Myanmar und ich lasse die vergangenen Wochen revue passieren. Habe ich mir Myanmar so vorgestellt? Was war besonders schön und erinnerungswürdig? Was würde ich bei meiner nächsten Reise hierher anders machen?

 

Hmmm, viele Fragen, die ich mir da stelle ;o) Ich fange am besten bei der letzten Frage an: wie ließe sich meine Tour noch optimieren? Ich würde mehr Zeit am Inle-See und in den Bergen verbringen. Von Kalaw aus wohl auch ein paar Tage trekken gehen und sicher auch nach Hsipaw und weiter in den Nordosten. Auch für Mrauk U würde ich mir Zeit nehmen. Man braucht eine gute Woche bis zu 10 Tagen, da man seeehr komplizierte Anfahrtswege hat: mit dem Flieger von Yangon nach Sittwe, dann mit dem Boot nochmal 1-2 Tage nach Mrauk U. Es gibt keine Straße hin, auf jeden Fall keine, die Touristen nutzen dürfen. Und ich würde in den Süden des Landes und Zeit am Myeik-Archipel verbringen.

Nicht mehr machen würde ich Bago, dieser Ort ist meiner Meinung nach überbewertet. Und auch zum goldenen Felsen nach Kyaikhtiyo würde ich nicht mehr gehen oder wenigstens nicht dort oben übernachten.

 

Was hat mir besonders gut gefallen? Der Inle-See war definitiv mein Favorit. Ein schöner See mit interessanten Sehenswürdigkeiten auf dem See, das nette Örtchen Nyaung-Shwe mit dem Markt und den Spazierfahrten durch die Reisfelder. Und dann natürlich Bagan mit seinen abertausenden Pagoden. Das war schon sehr beeindruckend. Auch die Umgebung von Mandalay ist  einen ausgiebigen Besuch wert.

 

Habe ich mir das Land so vorgestellt? In den vergangenen Monaten hat man viel über Myanmar in den Nachrichten gehört: die Freilassung tausender politischer Gefangener, die Neuwahlen, vieles, das Aung San Suu Kyi betrifft, Berichte über die Mustache Brothers etc.  Doch was man in der Presse erfährt, macht ja ein Land nicht aus.

Für mich sind es die Leute, die Kultur, die Landschaft, die ein Land für mich attraktiv machen. Und wie die meisten anderen Myanmar-Reisenden muss ich sagen, dass die Menschen hier sehr freundlich sind und auch gerne mit Reisenden in Kontakt kommen. Was nicht immer einfach ist bei den Sprachbarrieren, die man überbrücken muss. Die Landschaft ist ein Traum: total flach und fast steppenartig um Bagan herum, die sanften Hügel in Kalaw, der See und die Reisfelder im Shan-Staat, das Meer und Berge und Wald im Norden (den man noch nicht bereisen darf). Die Landschaft ist deutlich abwechslungsreicher als die Kultur, denn die besteht zum großen Teil aus Buddhas und Marionetten ;o)

 

Fazit: Myanmar ist ein interessantes Land, das es lohnt zu besuchen. Und man sollte sich für die verschiedenen Gegenden ausreichend Zeit nehmen.

Praktische Informationen

Gesamtkosten für 26 Tage: 415.320 Kyat + 381 $ (15.974 Kyat + 14,70 $/ Tag)

 

davon:

Essen 145.120 Kyat (5.582 Kyat/ Tag)

Unterkünfte 23.500 Kyat + 239 $ (940 Kyat + 9,56 $/ Tag)

Transport 113.950 Kyat + 15 $ (4.383 Kyat + 0,58 $/ Tag)

Touren 49.500 Kyat + 10 $ (1.904 Kyat + 0,38 $/ Tag)

Eintritte 16.500 Kyat + 38 $ (635 Kyat + 1,46 $/ Tag)

Sonstiges 98.250 Kyat + 75 $ (3.779 Kyat + 2,90 $/ Tag)

 

Umrechnungskurse: 1.000 Kyat sind ca. 1 Euro, 0,8 $ sind ca. 1 Euro.