07.06.2012 Auf den Hund gekommen

Ihr habt es sicher schon vermutet: dieses Schild macht weder Werbung für einen Bewachungsservice noch macht es auf einen Hundesalon aufmerksam. Dies ist ein Restaurant. Und typische, kleine Restaurants in Vietnam heißen nicht „zum wilden Mann“, „Poseidon“ oder „zum holzbeinigen Piraten“, sondern meist einfach nach dem Gericht, das sie anbieten. In diesem Fall ist das thit cho. Also Hund. Und ja, ich habe es probiert. Und wer von euch jetzt bereits tief Luft geholt hat, um mir empört entgegenzuwerfen: „wie kannst du nur? Der beste Freund des Menschen, Haustier und Bewacher“, dem muss ich sagen: „ja, das ging mir auch durch den Kopf“. Doch auch Hasen und Kaninchen sind Haustiere und stehen bei uns auf der Speisekarte. Und an Niedlichkeit kann es ein Lämmchen oder ein Reh sicher mit einem Rottweiler oder einem Pitbullterrier aufnehmen. Auch an Intelligenz sind die Hunde anderen Tieren nicht meilenweit überlegen, denn insbesondere Schweine ziehen da mit Hunden gleich.
Hier in Vietnam werden Hunde, ebenso wie bei uns daheim Schweine, Rinder oder Hühner, zum Verzehr gezüchtet; es wird ja nicht Omas Fifi aus dem Vorgarten geschnappt und gegrillt.

Vom moralischen Standpunkt habe ich also keine Bedenken, auch einmal Hund zu essen. Und dennoch: ein unangenehmes Gefühl bleibt.
Ich begebe mich also zu dem Restaurant, das in meinem Reiseführer mit folgendem Satz beschrieben wurde: "Wenn schon Hund, dann hier." Also komme ich im Restaurant an und frage, ob es geöffnet ist, denn außer ein paar Karten spielenden Männern vor dem Restaurant sehe ich niemanden. Der Besitzer zeigt auf das Schild und schüttelt den Kopf. Ich zeige ihm wieder an, dass ich gerne hier essen würde. Und wieder zeigt er auf das Schild, worauf ich deutlich nicke und ihm zu verstehen gebe, dass ich sehrwohl weiß, was hier angeboten wird. Daraufhin werde ich auf die Dachterrasse begleitet, wo innerhalbt weniger Minuten die gesamte Familie versammelt ist und auch die Männer haben ihr Kartenspiel nun aufs Dach verlegt. Sie alle stehen um mich herum und betrachten mich, als mir das Essen gebracht wird. Das will sich anscheinend niemand entgehen lassen, wenn sich mal eine Ausländerin hierher begibt und Hund isst. Nachdem ich die ersten Bissen gegessen und anerkennend genickt habe, setzt sich die Familie neben mich und wir reden bald über Fußball und die EM, deren Spielplan bereits in Großformat im Restaurant hängt. Nachdem ich das Essen mit einem kühlen, vietnamesischen Bier heruntergespült habe, gehe ich wieder zurück ins Hotel. Um eine Erfahrung reicher.

Unterwegs in Vietnam sehe ich in den kommenden Wochen noch viele Restaurants, in denen Hund angeboten wird und auch auf dem Markt kann man das Fleisch überall kaufen.

 

Wie Hund schmeckt? Irgendwie zwischen Schwein und Kalb. Ob ich das jetzt öfters essen werde? Sicher nicht. Einmal reicht. Aber einen Versuch war es definitiv wert.

Essen in Restaurants und Straßenküchen

Märkte und Straßenstände